Eine Legende wird 90.
Lieber Wolfgang,
was wäre der Verein Leipziger Wanderer, ohne Dich? 34 Jahre hast Du ihn geprägt, gestaltet, vorangebracht! Allein 18 Wandergruppen gegründet, 128 Sportwanderungen mit viel Einsatz, Umsicht und Aufwand organisiert, Dich bei den Hüttenabenden ums unterhaltsame und kulinarische Wohl gekümmert. Und noch viele andere Aktivitäten mehr!
Du hast deine vogtländischen Wurzeln nie aus den Augen verloren und Dein umfangreiches geologisches Wissen eingebracht, Deine vielen Informationen oder Erläuterungen zu Landschaftsformen begeistert dargestellt.
Egal in welcher Funktion, Du brennst noch heute für den Verein und gabst und gibst immer 100 %! Deine Frau Sieglinde ist dabei eine ebenbürtige Mitstreiterin!
Mit der Gründung des Nordsächsischen Wandersportverbandes und dem Wiedereintritt unseres Vereins in den Sächsischen Wander – und Bergsportverband ist für Dich ein Lebenstraum in Erfüllung gegangen.
Ich bin stolz, einer deiner Nachfolger zu sein und möchte vor allem die Sportwanderungen in Deinem Sinne weiterentwickeln.
Bleib gesund und uns noch lange erhalten!
Mit wandersportlichen Glückwünschen
Willy Ehrig
Eine Laudatio für Wolfgang
Wer ist Wolfgang Buchwald? Das ist für die Wanderer in der Region Leipzig und eigentlich auch in der sächsischen Wanderszene nur eine rhetorische Frage. Er hat als Präsident des Vereins Leipziger Wanderer die Wanderbewegung seit Gründung 1990 maßgeblich geprägt.
Wir haben uns viele Jahre ein Büro geteilt und da habe ich ihn natürlich kennen- und schätzen gelernt. So habe ich ihn erlebt:
Danke, lieber Wolfgang, auch im Namen vieler, vieler Wanderer in Sachsen, denen dumit viel Engagement eine wunderbare Sportart nahegebracht hast.
Gut Fuß und Berg frei und alles Gute für Dich im „Ruhestand“!
Wanderfreundin Sabine Penndorf
90 Jahre Wolfgang Buchwald
Das Jahr 2016 war für mich ein durch und durch verflixtes Jahr. Diverse Unwägbarkeiten des Lebens hatten mich ziemlich zu Boden gebracht und ich versuchte nun mühsam aus dem tiefen Tal, in dem ich mich befand, wieder herauszufinden. In solcher Gemengelage kam mir eine Zeitungsnotiz zum Thema Wandern in die Finger und eine Telefonnummer war auch gleich dabei. Wandern? Warum eigentlich nicht, der ich doch mein ganzes Leben bisher recht sportlich aktiv verbracht hatte. Zumindest dort mal anzurufen, könnte also kaum was schaden.
„Buchwald am Apparat“ knurrte mich eine raue, dennoch freundlich klingende Stimme an.
Mit meinem Anliegen noch gar nicht am Ende, wurde ich schon unterbrochen: „Weißt du was, du kommst mir gerade recht, ich hab schon viele Wandergruppen in Leipzig gegründet, und eine auch in Engelsdorf steht bei mir schon lange auf der Liste. Such dir mal eine Kneipe in deiner Gegend aus, die künftig als euer monatlicher Treffpunkt fungieren könnte, dort treffen wir uns und machen gleich richtig Nägel mit Köpfen.“
Zunächst mal fühlte ich mich ein bisschen überrumpelt. Mensch, ich wollte doch einfach nur irgendwo wandern, neue Leute kennenlernen, aber doch nicht gleich eine Wandergruppe gründen.
Aber nun den Rückzieher zu machen, war gewöhnlich auch nicht mein Ding. Also machten wir einen Termin für ein Treffen aus und bald saßen wir beide dort am Tisch bei unserem ersten gemeinsamen Bier, machten uns miteinander bekannt, die Chemie schien zu stimmen und nach dem ersten (oder war’s schon das zweite?) Bier und vorsichtigen Gesprächen mit der Wirtin war für Wolfgang klar, dass dieses Restaurant („Alt-Engelsdorf“), wohl von seiner Kunden- und Raumstruktur her weniger für das angepeilte Anliegen geeignet war.
„Gibt’s hier noch eine andere Kneipe in der Nähe?“ Gab es! Aufbruch und Lokalwechsel zur Sportlerbaude. Das Bier schmeckte auch hier, alles andere passte auch. Nach noch einigen Detailabsprachen dann herzliche Verabschiedung.
So geschehen etwa im Spätsommer 2016. Dann ging alles seinen Gang. Zunächst alles ohne mich, der ich zunächst mit schwerer Operation und nachfolgender Reha anderweitig unterwegs war. Wolfgangs Kommentar zu meinen diesbezüglichen Vorbehalten hatten gelautet:
„Mach dir nichts draus, wenn du die nächste Zeit nicht dabei sein kannst, ich nehme alles in die Hand, setze eine Annonce in die lokale Zeitung und dann gründen wir die Gruppe und wenn du wieder fit bist, stößt du einfach dazu!“
Die Gruppe wurde dann im Oktober mit etwa 25 Mitgliedern in der Sportlerbaude Engelsdorf durch unseren „Wander-Patenonkel“ Wolfgang gegründet. Die Novemberberatung zeichnete sich dann bereits durch einen Umstand aus, der sich langfristig als ausgesprochener Glücksfall für die Gruppe herausstellten sollte: Die Wahl unserer Barbara (Dr. Malige) als Leiterin der Wandergruppe „Engelsdorfer Füchse“, die den Laden nicht nur qualifiziert zusammenhielt, sondern ihn inzwischen zu einem wertvollen Aktivposten des gesamten Vereins weiterentwickelte.
In der Dezemberberatung war ich dann, nach OP und Reha, erstmals selbst mit dabei. Und im Januar 2017 ging’s dann bei mir auch wandermäßig richtig los. Unsere Barbara unterstützte ich, so weit mir möglich, gelegentlich auch als Wanderleiter für unsere Gruppe oder als deren Chronist und fühlte mich in der Gruppe gut aufgehoben und angenommen, wanderte bald kreuz und quer, was das (Schuh-) Zeug hielt. Gelegentlich immer auch mal wieder mit Wolfgang, wie 2022, wo er in Südtirol bewegenden Abschied von „seinem“ Ahrntal nahm. Dass beim Wandern auch Kontakte zum „anderen“ Leipziger Wanderverein (dem ALW) zustande kamen, lag in der Natur der Sache, was aber eine andere, inzwischen sich recht erfreulich entwickelnde Geschichte ist.
Und nun wird Wolfgang 90 Jahre alt. Eine gute Gelegenheit, mich unserer damaligen Begegnung zu erinnern. Ihm auch dafür zu danken, dass er es schließlich war, der mir damals so vehement die Tür zu einem neuen „Kosmos“ aufgestoßen hatte. (Dass ich Weichei damals derjenige war, der beim Bestellen von Bier immer versucht hatte etwas zu bremsen, ist dabei heute wohl nicht mehr so bedeutsam 🙂
Die Kämpfe des Lebens sind auch an Wolfgang, dessen Verdienste für die Leipziger Wanderbewegung bis zur Wendezeit zurückreichen, nicht spurlos vorbeigegangen. Doch bis heute, wenn wandermäßig irgendwas im Busche ist, Wolfgang ist nach wie vor mit aktiven oder passiven Beiträgen stets irgendwie dabei. Gewiss gibt es in der Leipziger Wanderszene auch manch andere, denen der heimliche Ehrenname „Wander-Legende“ zugedacht werden könne. Bei Wolfgang scheint mir das unstrittig, egal was alles zur Legendenbildung beigetragen hat.
Bleibt mir nur noch, Wolfgang einen ordentlichen Schluck aus der Gesundheits-Pulle zu wünschen, damit alles möglichst lange so bleibt wie es ist – und ich mit ihm bald mal wieder einen Grund zum Anstoßen finde.
Manfred Steinert, Wandergruppe „Engelsdorfer Füchse“ des VLW, Leipzig
Das Wandern ist des Buchwalds Lust oder
„Nur wer selber brennt, kann andere entzünden“
Wir wollen nicht nur über Wolfgang schreiben, sondern haben mit ihm auch über sein langes, engagiertes Wanderleben gesprochen. Das war nicht ganz einfach, denn er hat ein Gedächtnis wie ein Elefant, ein überquellendes Archiv und eine unbändige Erzähllust. Aber wir haben es geschafft.
Lieber Wolfgang, ist Dir die Wanderlust in die Wiege gelegt worden?
Natürlich, ich bin ja im Vogtland geboren, und jeder Vogtländer wandert. Aber für das Schwimmen, die Leichtathletik, den Wintersport habe ich mich auch interessiert. Ab 1966 war ich Kreissportlehrer für Leichtathletik in Reichenbach, obwohl ich eigentlich Geologie studiert habe. Aber der Bergbau hatte schon damals dort keine Zukunft mehr! Richtig zum Wandern bin ich 1987 durch eine Bekanntschaft gekommen, mit der ich im südlichen Auwald wandern war. Das hat mich so begeistert, dass ich beschlossen habe, bis an mein Lebensende in Leipzig zu bleiben!
Und wann kam der Wanderverein in Dein Leben?
Das war auch 1987, da habe ich Dr. Leichsenring kennengelernt, den späteren ersten Präsidenten des nach der Wende am 19.09.1990 gegründeten Leipziger Wandervereins e.V. Er fragte mich 1990, ob ich hauptamtlicher Geschäftsführer des Vereins Leipziger Wanderer e.V. als auch des sächsischen Wander- und Bergsportverbandes e.V. werden will. Natürlich wollte ich und war einer der acht Gründungsmitglieder. Ich habe sehr gut verdient und bekomme deshalb eine gute Rente. Ab 1993 war ich Präsident des Wandervereins, allerdings ab 1994 nur noch ehrenamtlich! Ich wurde in den Vorruhestand geschickt.
Wahnsinn, Du hast 34 Jahre ehrenamtlich im Wanderverein gearbeitet und das sehr erfolgreich! Was lag Dir dabei besonders am Herzen?
Ganz wichtig waren mir die Sportwanderungen. Drei haben wir aus DDR-Zeiten übernommen, vier habe ich begründet. Die erfolgreichsten waren die Leipziger Sechs-Flüsse-Wanderung und die Leipziger Wintertour. Es waren/sind ja immer mehrere Strecken im Angebot, mit Kontrollpunkten und Versorgungsständen aller 10 km. Die Markierung war/ist immer sehr aufwändig. Wir waren sachsenweit wegen unserer Markierung anerkannt und hochgelobt. 129 Sportwanderungen gehen auf mein Konto. Da bin ich sehr stolz!
Was Dein Wirken auch auszeichnet, war die nimmermüde Gründung neuer Wandergruppen!
Ja, wir wollten wachsen, die Menschen vom Wandern begeistern – und es hat mir auch Spaß gemacht! 18 Gruppen habe ich aus der Taufe gehoben, unter anderem „Borsdorfer Wandersocken“, „Paunsdorfer Wäldchen“. „Engelsdorfer Füchse“ und „Am Hopfenberg“.
Eine dritte Säule Deines Engagements waren die Wanderfahrten! Hast Du sie gezählt?
Nein, ich weiß allerdings, dass ich 24 Fahrten nach Südtirol organisiert habe, drei Fahrten sogar mit zwei Bussen, also 80 bis 90 Teilnehmer. Neben deutschen Wanderregionen waren wir in der Hohen Tatra, den Masuren, im Riesengebirge und der Böhmischen Schweiz!
Sehr gern hast Du mit Deiner Frau Sieglinde die „Hüttenabende“ organisiert! Die meisten Leser dieses Interviews werden sich an die herzhaften Schnitten mit hausschlachtener Wurst, Gehacktem und Gürkchen erinnern!
Das war bei den aktiven Leipziger Wanderfreunden eine über Jahrzehnte beliebte Veranstaltung im November als geselliger Abschluss des Wanderjahres. Der erste Hüttenabend 1990 fand übrigens im „Haus Leipzig“ statt, sehr pompös, er kostete über 5000 DM. Dr. Leichsenring beauftragte mich, eine preisgünstigere Veranstaltung zu organisieren. Die Wahl fiel auf den Kultursaal im Sportforum. Bis 2020 feierten wir dort ununterbrochen die Hüttenabende. Die Eigenversorgung, ein Verdienst vieler ehrenamtlicher Mitarbeiter unter Leitung meiner Frau Sieglinde, brachte außerdem noch Geld in die Vereinskasse!
Apropos – Deine Frau Sieglinde! Ohne sie an Deiner Seite hättest Du wahrscheinlich nicht so ein großes Lebenswerk vollbracht?
Das stimmt! Kennengelernt haben wir uns am Dienstag, dem 17. Mai 1992/17 Uhr am Mendebrunnen vorm Gewandhaus! Dreimal habe ich ihr einen Heiratsantrag gemacht! Sieglinde war die wichtigste Person bei der Organisation und Versorgung bei den Sportwanderungen, Fahrten und Glühweintouren. Damit hat sie dem Verein viel Geld eingebracht. Wir beide sind immer noch Wandergruppenleiter der „Donnerstagsfreunde Auwald“, wo Sieglinde die kürzeren Touren organisiert!
Du wirst 90. Wie blickst Du auf Dein Wanderleben „mit Freunden“ zurück?
Ich stehe kurz vor dem Ende meines Lebens. Ich bin sehr zufrieden. Ich habe durch meine Arbeit Tausende zum Sporttreiben bewegt. Sport war mir nicht Selbstzweck, sondern andere zur Bewegung zu animieren – „Nur wer selber brennt, kann andere entzünden“. Und Geselligkeit ist natürlich ganz wichtig! Viele in den Wandergruppen sind im fortgeschrittenen Alter, für sie steht die Zusammenkunft und die Unterhaltung an erster Stelle, nicht die Länge der Wanderung!
Eine Frage habe ich ihm noch gestellt – die nach Pleiten, Pech und Pannen. Es gab keine! Ich wünsche Wolfgang Buchwald nach diesem schönen Gespräch, dass es so bleibt!
2 Bemerkungen
Ich erinnere mich an diesen Spruch: “Ich nehme alle mit – hübsche – hässliche – dicke – dünne…” 😉
Jetzt wo ich selbst ein klein wenig aktiv bin habe ich eine Idee davon, wass Du, Wolfgang, alles auf die Beine gestellt hast.
Hut ab ! Danke ! Prosit !
LG Sabine – auch Ute genannt 😉
Riesen Respekt vor deiner großartigen Lebensleistung, lieber Wolfgang. Mach weiter so, bleib gesund, glücklich und zufrieden und hab Freude an jedem einzelnen (Wander) Tag.
Hoch sollst du leben! Komm, lass uns anstoßen
Monika Pank